RJ-11/14: Telefonbuchse verstanden

Das Signal im Telefonkabel wird für gewöhnlich über zwei Litzen übertragen (RJ-11 6P2C - 6 Pins 2 Kontakte). Theoretisch würde auch eine reichen, wenn es die richtige ist; dann könnte das Modem aber nur mit halber Geschwindigkeit fahren. Die meisten Telefonkabel haben beim Stecker aber nicht nur links zwei Kontakte, sondern auch auf der rechten Seite weitere zwei (RJ-14 6P4C). Diese sind zum Durchschleifen des Signales gedacht. Wenn beispielsweise ein Anruf kommt und sich das Modem gerade im Internet befindet, kann es den Anruf über die rechten beiden Pins zurückschleifen und an andere Geräte weiterleiten.

Eine Telefonbuchse hat normalerweise drei Stecker. Diese sind in Serie geschalten. Zuerst kommt ganz links das Modem, danach der rechte Stecker und schließlich der mittlere. Auf der Buchse gibt es zwei Eingangskontakte (A1, B1, wenn das richtig ist) und zwei ebenfalls verdeckte Ausgangskontakte (a1, b1, soweit ich weiß). Man könnte an die Ausgangskontakte noch eine weitere Buchse mit einem Kabel nachgereiht in Serie schalten, womit man insgesamt sechs seriell verbundene Stecker/Anschlüsse hätte.

Hat man an beiden seriell geschalteten Buchsen je ein Telefon angeschlossen und kann das zuerst geschaltene Telefon das Signal durchschleifen (vier Kontakte statt nur zwei), würden bei einem Anruf beide Telefone gleichzeitig läuten. Hebt man aber mit dem ersten Telefon ab, so ist das Signal für das zweite Telefon unterbrochen und es kann nur mit diesem fern­gesprochen werden.

Drei Stecker hat eine Buchse deshalb, weil diese für ein Modem, ein Fax und ein Telefon gedacht sind. Das Fax kommt normalerweise rechts, wenn es Anrufe an das Telefon weiterleiten kann. Im Prinzip könnte man auch das Telefon rechts und das Fax in der Mitte anstecken. Hebt man dann allerdings am Telefon ab, wenn gerade ein Fax gesendet oder empfangen wird, so ist die Leitung unterbrochen und das Fax geht nicht mehr durch.

Die Buchse ist so konstruiert, daß wenn man nur ein Gerät einsteckt, daß dann egal ist an welchen der drei Stecker es hängt. Die Innenpins einer Stecker­buchse auf der linken und rechten Seite der Einstecköffnung liegen im uneingesteckten Zustand aneinander an und leiten den Strom weiter. Steckt man jedoch einen Stecker in die Buchse, so spreizt es die Litzen links und rechts auseinander und die Weiterleitung innerhalb der Buchse ist unterbrochen. Es liegt dann am angesteckten Gerät, das Signal gegebenenfalls selbst weiterzuleiten.

Erkundigen Sie sich beim Kauf eines Telefons oder Faxes, daß es Signale auch durchschleifen kann und stellen Sie sicher, daß es mit einem Kabel angeschlossen ist, daß links wie rechts je zwei Litzen hat. Manche Kabel oder Stecker haben sogar je drei Kontakte. Die zusätzlichen Kontakte in der Mitte, sind soweit mir berichtet für eine zusätzliche Glocke gedacht, um einen ankommenden Anruf lautstark zu vermelden. Ich gehe aber davon aus, daß die dritte Leitung wie bei einigen Modems auch für Daten verwendet werden kann.

Nun ist es prinzipiell aber auch möglich zwei Buchsen nicht seriell sondern parallel zu schalten. Würde aber ein Modem mit einem anderen Gerät parallel laufen wollen, so würde dieses einen Fehler registrieren, da das andere Gerät die Leitung stört, und die Übertragung stoppen. Das parallele Läuten zweier Telefone sollte auch damit möglich sein, wenngleich es auch hier bei gleichzeitigem Abheben zu Interferenzen kommen würde.

Soviel, soweit, wenn Sie noch einen alten analogen Telefonanschluß haben. Mit ISDN (RJ-48/49/61, ugs. ISDN-RJ-45 8P8C, anderer Stecker da mit 8 Pins, 40 Volt statt wie LAN-RJ45 0,75 Volt aber Stecker gleich!), können bis zu zwei oder acht Telefone und Faxe gleichzeitig fern­sprechen, was sich auch ganz anders mit Nebenstellen erreichen läßt, die dann allerdings je eine eigene Durchwahl haben. ISDN ist im Gegensatz zum uralten analogen Anschluß eine digitale Technologie, obgleich die Bandbreite für Telefonate hier garantiert ist. Das heißt, es wird eine Punkt-zu-Punkt Verbindung aufgebaut und das Telefonat kann nicht gestört werden, außer die Leitung hat einen Fehler.

Anders wenn Sie wie bei manchen Internetprovidern ihr Telefon direkt am Modem anstecken. Dann wird das kontinuierliche, analoge Telefonsignal digitalisiert, in IP-Pakete verpackt und über das Internet zum Provider geschickt, ähnlich wie bei einem VoIP-Telefon. Ist die Leitung überlastet, können IP-Pakete verworfen werden. Ein Hacker könnte auch mit derselben IP-Adresse wie für ihren Telefonanschluß senden und so das Signal stören. In beiden Fällen werden Sie ein zeitweises Verrauschen des Gesprächs­tons wahrnehmen können, das dann oft bis zur Unkennt­lichkeit geht. ISDN ist zwar auch eine digitale Technologie, baut aber eben eine Punkt-zu-Punkt Verbindung mit garantierter Bandbreite auf.

Ein weiteres Problem ergibt sich, wenn bei ihrem Provider der Internet-/IP-zugang ausfällt. Dann können Sie auch nicht mehr telefonieren, außer Sie haben ISDN oder ein gutes altes analoges Telefon. Unbestrittener Vorteil eines analogen Anschlußes ist, daß ein einfaches Telefon über den Anschluß auch gleichzeitig mit Strom versorgt wird oder das zumindest so vorgesehen ist, was für gewöhnliche Telefone auch zutrifft, die damit nämlich auskommen. Sie können also bei einem Stromausfall die Störungshotline des Netzbetreibers anrufen. Das geht bei einem ISDN-Anschluß leider nicht. Was ist, wenn bei ihrem Handy gerade die Batterie ausgegangen ist oder sich ihr Handy nicht mit dem Zugangspunkt ihres Providers verbinden kann?

Wenn Sie einen alten analogen Anschluß haben, sollten Sie ihren Vertrag beibehalten, denn bei einer Neuherstellung verkauft die vormals staatliche A1 (Österreich) nur mehr einen Anschluß für das Internet (also kein ISDN und keinen analogen Anschluß), außer Sie sind Geschäftskunde. Gelegentlich gibt es noch lokale Anbieter, die einen solchen Anschluß vermitteln können wie MCom-Systems oder die unten angeführte Krainz GmbH in Kärnten. Die Leitung läuft aber auch dann immer über die A1, denn alternative private Internet­anbieter haben meines Wissens nach nie in analoge oder ISDN-basierte Telefon­technologie investiert.

Früher war es umgekehrt. Da ging man über ein 64Kbit/s Modem ins Internet, das ein digitales Signal in analog codierte Töne umgesetzt hat. Wollte man ins Internet, mußte das Modem dafür die Telefonnummer des Internetproviders anrufen. Während man im Internet war, konnte man also nicht telefonieren. Anrufe an die Nummer des Internet­providers gingen mit einem speziell günstigen Tarif. Bekannt war Ihnen vielleicht auch die Möglichkeit des War-Dialling über Telefonzellen.

Wer noch ein altes 64K-Modem zuhause hat, kann es aber benutzen um mit dem Computer ein Fax zu senden. Externe Modems (d.h. ein Modem als eigenes Gerät zum Anschließen) werden von Linux von Haus aus mit Treibern unterstützt und man kann zum Senden ein Programm wie efax verwenden. Modemanschlüsse, die in alten Notebooks eingebaut sind, erfordern hingegen meist einen eigenen Treiber, der oft nur für Windows verfügbar war. Ein solches Modem läßt sich auch immer noch dazu gebrauchen eine Punkt-zu-Punkt Verbindung zwischen zwei Rechnern herzustellen (siehe minicom, ppp, picocom, cu, tio, serielles RS232 Kabel: /dev/ttyS0, stty & setserial unter Linux).




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