Laßt den Rio Tapajós am Leben!

letzte Neuigkeiten: riesen Erfolg für die Mundurukú

2016-08-05: Brasiliens Umweltbehörde IBAMA entzieht dem São-Luiz-do-Tapajós-Damm die Genehmigung. Das ist ein riesen Erfolg für die Kampagne von Greenpeace, ihre 1,2 Millionen Unterstützer, und die die dort lebenden Mundurukú. Der brasilianische Umweltminister José Sarney Filho meinte, daß der Damm am Tapajós entbehrlich sei und die Energiemenge genausogut durch nachhalitge Quellen wie Wind, Sonne und Biomasse gewonnen werden könne. Wermutstropfen bleibt, daß die Indianerbehörde FUNAI, deren Analyse zu den irreversiblen Schäden, die der Damm anrichten würde, wesentlich zu dem Beschluß beigetragen hat, in Zukunft nicht mehr in die Lizensierung von Großvorhaben eingebunden werden soll. Auch das Territorium der Mundurukú ist noch nicht offiziell anerkannt worden. Dennoch ein ansehentlicher Erfolg, der das Volk der Mundurukú sowie eines der artenreichsten Gebiete mit hunderten bedrohter Tier und Pflanzenarten rettet.

über das Staudammprojekt

Am Rio Tapajós plant die brasilianische Regierung ähnlich wie am Rio Xingu einen Megadamm zu errichten, in einem der artenreichsten Gebiete überhaupt. Viele Menschen, die entlang des Flußes leben, müßten dafür umgesiedelt werden; das indigene Volk der Mundurukú würde seine Lebensgrundlage verlieren. Der Bau ist nicht ohne größere Rechtsbiegung von Umweltgutachten und der von der Verfassung zugesicherten Landrechte der Mundurukú möglich.

Die Klimabilanz des Projektes ist durchwegs negativ, da u.a. durch das große, flach überflutete Gebiet auch viele Baumstämme verfaulen würden und das dabei entweichende Methan ein sehr potentes Klimagas ist. Bis 2013 sind dutzende Wasserkraftwerke am ganzen Amazonas geplant, davon alleine 43 Dämme im Tapajós Becken.

Das bereits am Rio Xingu in Betrieb befindliche Wasserkraftwerk Belo Monte ist bisweilen das ineffizienteste Wasserkraftwerk von ganz Brasilien. In der Trockenperiode produziert es nur etwa 39% der möglichen Energie.

Das Projekt ist dabei von einem Bestechungsskandal ungeahnten Ausmaßes überschattet. So hat Dalton Avancini, der Vorsitzende des Großbauunternehmens Camargo Correa, gegenüber von Polizei und Strafverfolgung bestätigt, daß sein Unternehmen 100 Millionen Real, das sind 30 Millionen USD, an Bestechungsgeld an die Regierungspartei Dilma Rousseffs, die Arbeiterpartei (PT), und deren Koalitionspartner, die PMDB, gezahlt hat.

Schlimmer noch, muß man davon ausgehen, daß das Projekt ohne den Fluß dieser Bestechungsgelder gar nicht erst zustande gekommen wäre, wie Christian Poirier von Amazon Watch festgestellt hat: „Diese Enthüllungen bestätigen, was wir seit langem vermutet haben: Daß Projekte wie Belo Monte nicht nur eine enorme Quelle von Korruption sind, sondern daß diese nur aufgrund von Korruption existieren. Das Geld der Steuerzahler, das in echt nachhaltige Projekte investiert werden könnte wie etwa der Vergrößerung von Solaranlagen oder Windkraft, ist stattdessen in verschwenderische und destruktive Projekte wie Belo Monte geflossen.”.

Das Muster, nach dem solche Projekte ablaufen, ist seit geraumer Zeit in ähnlicher Form aus dem Enthüllungsbuch von John Perkins „Bekenntnisse eines Economic Hit Men” bekannt. Entwicklungsländern werden dabei überdimensionierte Infrasturkturprojekte aufgedrängt, die von irrealen Annahmen wie einem sehr hohen Wirtschaftswachstum ausgehen, um diese in die Schuldenfalle zu locken. Profitiert haben am Ende nur die dabei zumeist ausländischen Bauträger, während im Land Kürzungen von Sozial- und Bildungsstandards vorgenommen werden müssen, um die Schulden bedienen zu können.

In diesem Fall hat sich alles um die Ansiedelung energieintensiver Industrie im Amazonasbecken gedreht, wie u.a. Aluminiumhütten, welche den Amazonas und die dort lebende Bevölkerung noch schlimmer schädigen würde als der reine Betrieb eines für die Region dysproportionierten Megakraftwerkes. Der schwermetallverseuchte Rotschlamm, der dabei anfällt, ist ätzend und hochgiftig und läuft zudem bei den im Amazonas so häufigen Regenfällen immer wieder aus den Auffangbecken aus, sodaß nicht nur die Arbeiter zu Schaden kommen sondern die ganze Bevölkerung. Alles nur für den verschwenderischen Umgang mit einem Metall, das man besser nicht für Getränkedosen verwenden sollte.